Januarforum 2018
Kunst fördert Bildung
Eine Verankerung von künstlerischem Denken und Handeln in Schule, Hochschule und lebenslangem Lernen ist eine große Chance. Soweit haben das viele Organisationen erkannt. Eine Umsetzung ist dennoch schwierig, schon deshalb, weil der Kern dessen immer wieder verwaschen, verwechselt und als nicht systemkonformes Potential ebenso verlockend, wie verdächtig erscheint. Was bietet die Kunst?
Wir wollen es wissen mit unerlaubten Fragen, künstlerischer Forschung und der Forderung nach Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft,
Programm
Wenn man nicht gegen den Verstand verstößt, kann man zu überhaupt nichts kommen.
Albert Einstein
Was bedeutet die Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft?
Hat Kunst ein Recht auf Teilhabe?
Hat künstlerische Forschung ein Recht auf Forschungsförderung und Qualifizierungsmöglichkeiten?
Sollte jeder Mensch an künstlerischem und wissenschaftlichem Denken gleichermaßen teilhaben dürfen?
Wie würde ein win-win von Kunst und Wissenschaft aussehen?
Ist Innovationsfähigkeit und Traditionsbewusstsein in Forschung und Lehre ein Zwillingspaar, das Erkenntnisse fördert?
Wie können wir Ungleiches gleichstellen?
Was sagen die Hüter des Grals? Müssen Ideen in eine bestehende Form gepresst werden oder folgt die Struktur der Idee?
Wie hoch ist das Risiko einen Frosch zu küssen?
Wie kommen wir aus Wissenssackgassen in Innovationsfelder?
Was bietet die Kunst für außerkünstlerische Felder?
Wie können wir die innovative Kompetenz der Problemlösung transferieren?
Und welche Strukturen sind hierfür erforderlich?
Wir wollen es wissen mit unerlaubten Fragen, künstlerischer Forschung und der Forderung nach Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft
KUNST FÖRDERT BILDUNG
Nach den Symposien KUNST FÖRDERT WIRTSCHAFT 2010 und KUNST FÖRDERT WISSENSCHAFT 2012 bereitet die IDfactory/Zentrum für Kunsttransfer/TU Dortmund im Sinne einer Trilogie das Thema KUNST FÖRDERT BILDUNG vor. Im Rahmen des etablierten JANUARFORUMs ist der 17., 24. und 31. Januar 2018 für das Thema vorgesehen.
Unsere globale wettbewerbsorientierte Gesellschaft gerät ökonomisch, ökologisch und sozial in Sackgassen. Wir müssen sie neu erfinden. Die IDfactory setzt auf win-win Konzepte, um Synergien zu ermöglichen. Sie fordert die Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft. Ethnische, geschlechtliche, soziale und religiöse Gleichstellungen gehören zu den Grundrechten unserer Gesellschaft. Die Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft wurde noch nicht ernsthaft überprüft, insbesondere in unserer Bildung und Ausbildung.
Wir fragen die nächste Generation des Young Lab, Vertreter aus Ministerien und Stiftungen.
Programm:
Das Thema KUNST FÖRDERT BILDUNG wird in den 3 Foren des Januars in drei Teile untergliedert.
Teil 1: FIFTY-FIFTY KUNSTTRANSFER
Zur Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft
Es beginnt mit „Fifty/Fifty- Kunsttransfer“ einer visionären Perspektive, die die Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft in den Fokus nimmt und ein mögliches Bild entwirft von einer win-win Situation. Insbesondere ein Zwillingsbild im Gesamtwerk der Künstlerin Silvia Willkens verdeutlicht bildlich, wie ein Konzept aussehen sollte und wie es möglicherweise entsteht (nonlineare, oft nicht zielgerichtete Werkprozesse, deren Produkt mit der Forschungsfrage gemeinsam auf die Welt kommt, Zitat SW). Möglicherweise könnte die Synergie von Tradition/Konvention und Innovation im weitesten Sinne ein Hinweis sein auf ähnliche, gleichsam ungleiche und laterale Prozesse, die einander bedürfen, in der Forschung, Lehre, Organisation. Im weiteren (Part IDfactory) bedeutet das, Kunst neu zu denken als Forschung mit hohem Innovationspotential. Es ginge darum in den akademischen Kontexten Kunst nicht als AUSGLEICH der logischen Zugangsweise zu betrachten, sondern als EXZENTER begründeten Wissens, welcher gerade durch Beibehalten seiner Besonderheit ein unschlagbares Zwillingspaar bilden würde. Künstlerisches Denken , so es etabliert ist wie wiss. Denken, wird in den Köpfen von Wissenschaftlern, Künstlern und Führungskräften zu finden sein und muss nicht in ein künstlerisches Produkt münden, sondern wird als Erfindungsgabe im jeweiligen Bereich sichtbar. So what? Diese beiden lateralen Zugangsweisen werden weder in Schule noch Hochschule klar unterschieden, als Potential einer zukünftigen Entwicklung erkannt und bleiben insofern ungefördert. Wissensvermittlung, nicht Erfindungsgabe (sprich Innovationskompetenz) steht bislang auf der bildungspolitischen Agenda. Die Auswirkungen werden sichtbar. Kunsttransfer ist die Übertragung künstlerischer Strategien in außerkünstlerische Felder.
IMPULSVORTRAG
Silvia Willkens, Künstlerin, Mainz. Die Malerin spricht über ihr Werk, ihre Beweggründe und eine dreijährige Forschung.
Prof. Ursula Bertram, Die Leiterin des Zentrum für Kunsttransfer/[ID]factory spricht über gleiche Berechtigungen, Diversitäten und grundlegende Ordnungen: Die Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft
Teil 2: PROMOTIONEN
Künstlerische Forschung aus dem Young LAB der [ID]factory
Drei KünstlerINNen (Bianca Luig, Robert Koch, Claudia Schluckebier) stellen ihre interdisziplinären Forschungsansätze vor, die in der Medizin, Musik oder Ökologie verankert sind und dort mithin für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Es geht um die Besonderheit und die spezifischen Entwicklungsprozesse von Kunst, um Forschungsfragen, Vorgehensweisen, Leidenschaften und die Lust am Werk, fachübergreifend und prozessorientiert. Die Sichtweise von Kunst als Innovations- und Bildungspotential wird in der Rezeption der drei Vorträge neu gestellt und im folgenden Forumstag befragt. Wie sieht künstlerische Forschung aus?
Der Einblick in künstlerische Forschung aus Masterarbeiten ermöglicht den Blick für Gemeinsamkeiten und Unterschiede wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung. Hier werden insbesondere künstlerische Denk- und Handlungsweisen als Impulse, Grundlagen und Perspektiven für außerkünstlerische Felder deutlich. Die Masterarbeit von Robert Koch wird im Anschluss als akustische und visuell verschränkte Ausstellung in den drei Hallen der IDfactory sichtbar.
Bianca Luig: LINGUA GEOGRAPHICA
Die Schöpfung einer eigenen künstlerischen Bildsprache für eine medizinische Forschung ist ein Brückenschlag zwischen Kunst und Wissenschaft, welche ohne die künstlerische Forschung weder in den tradierten Feldern der Kunst, noch in den tradierten Grenzen der Wissenschaft hätte stattfinden können. Die Künstlerin verbindet ein persönliches Interesse mit einem höchst komplexen und eigensinnigen Findungsprozess.
Claudia Schluckebier: SCHLEICHENDER ATEMVERLUST
Die Künstlerin justiert die Bereiche Kunst und Wissenschaft neu zueinander und entwirft in der forschenden Gegenüberstellung eine visuelle und textliche Annäherung. Ihr Erkenntnisinteresse bezieht sich dabei auf das Artensterben und auf den Umgang mit Natur im Kontext von Wahrnehmung und künstlerischer Ausdruckskraft.
Robert Koch: THREE ROOMS, THREE PIECES
Ein künstlerischer Transfer zwischen Musik und Kunst und die Erprobung des Raumes als Ort der komplexen Begegnung. Drei komponierte Stücke und infinite Improvisationskraft sind der Beginn einer Odyssee in der Stadt Dortmund. Mit von der Partie: drei Musikerinnen der Dortmunder Philharmoniker, zwei Balletttänzer, drei Räume, vier Kameras. Zu sehen ist die Arbeit von Robert Koch in drei Räumen der [ID]factory.
Teil 3:UNERLAUBTE FRAGEN
No risk! Don’t kiss the frog!
Podiumsgespräch über die Gleichstellung von künstlerischer und wissenschaftlicher Forschung und deren Verankerung.
„Soweit Bestimmungen dieser Grundordnung auf die Wissenschaft Bezug nehmen, gelten sie für die Kunst entsprechend. Forschung im Sinne dieser Grundordnung ist wissenschaftliche und künstlerische Forschung.“
Aus der Präambel der Grundordnung der Technischen Universität Dortmund
Im dritten Teil wird noch einmal unsere These und Forderung nach künstlerischer Bildung unterstrichen mit erlaubten und „unerlaubten“ Fragen bezüglich der Teilhabe am Wissenschaftssystem, dessen Vorteilen, Förderungen und Risiken. Fragen um eine geeignete oder ungeeignete Struktur für die Gleichstellung von Kunst und Wissenschaft werden bewusst gemacht. Das Hauptziel liegt darin, die Grenzen und Chancen für eine neue Sichtweise von künstlerischer Forschung anzustoßen, diese in der Bildung und Ausbildung zu verankern und nach deren Gleichberechtigung im Grundgesetz und in der Grundordnung der TU (seit 2016) auch gleichzustellen. Die Sensibilisierung von Fragen zum Thema soll im Laufe des Jahres 2018 zu möglichen Teilhabekonzepten führen und zu Vergleichen ähnlicher Strukturen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und England, evt. Neuseeland und USA.
Die Fragen werden an verschiedene Experten, Funktionsträger und Betroffene gestellt und/oder von denselben in den Diskurs gebracht und moderiert in einem Forum auf der Laborbühne der IDfactory.
Auf dem Podium: Julian Klein, Institut für Künstlerische Forschung, Berlin; Bettina John-Willecke, BS Kulturstiftung Darmstadt, , Thorsten Menne, Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW , Ursula Bertram, IDfactory/TU Dortmund. Das Forum wird moderiert von Thomas Koch, SWR Kulturredakteur.
Das Zentrum für Kunsttransfer erforscht, inwieweit künstlerisches Denken und Handeln einsetzbar sind für wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung und wirtschaftliche Entwicklung. Das Forschungslabor IDfactory geht der Frage nach, wie Innovation funktioniert und entwickelt Methoden, um kreative Denkprozesse auch auf außerkünstlerische Bereiche wie Unternehmen und Organisationen zu übertragen. Die [ID]factory ist ein Reflexionsraum für Utopien und gesellschaftliche Bewegung, in dem neue Denkmodelle für die Zukunft erarbeitet werden. Gegründet 2007 als Nachfolger der Denkwerkstatt an der TU Dortmund. Gründer Prof. Ursula Bertram, Dr. Werner Preißing, bisherige Mitarbeiter: Brigitte Hitschler, Alischa Leutner, Dr. Anna Stoffregen, Judith Klein mit Julia Batzdorf, Ulvis Müller, Benedikt Wessel u.a. Kooperationen mit Greenpeace, Credit Suisse, Bilfinger SE, ISAS Institut, und den Universitäten Bochum, Essen-Duisburg, Friedrichshafen, Witten-Herdecke, ULA, Merida/Venezuela, Univ. Minas Gerais, Belo Horizonte, Brasilien u.a.
Silvia Willkens
Künstlerin, Mainz
Silvia Willkens studierte Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart
sowie Kunst an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit Abschluss im Fachbereich Kunst. Seither freischaffend. Lehraufträge an verschiedenen
Hochschulen und Universitäten. Auszeichnungen, Stipendien und Preise.
Ihre Arbeiten werden international ausgestellt mit Schwerpunkt in Asien und USA.
Prof. Ursula Bertram
Zentrum für Kunsttransfer/[ID]factory
Prof. Ursula Bertram ist Künstlerin und Professorin an der Technischen Universität Dortmund.
Ihr Forschungsschwerpunkt ist der Transfer künstlerischen Denkens in außerkünstlerische Felder wie Wirtschaft und Wissenschaft. Zusammen mit dem Büro für Innovationsforschung (BfI) gründete sie das bundesweite Modellprojekt Zentrum für Kunsttransfer mit der [ID]factory als Lehr- und Entwicklungsraum für non-lineares, künstlerisches Denken.
Bianca Luig
LINGUA GEOGRAPHICA
Die Schöpfung einer eigenen künstlerischen Bildsprache für eine medizinische Forschung ist ein Brückenschlag zwischen Kunst und Wissenschaft, welche ohne die künstlerische Forschung
weder in den tradierten Feldern der Kunst, noch in den tradierten Grenzen der Wissenschaft hätte stattfinden können. Die Künstlerin verbindet ein persönliches Interesse mit einem höchst komplexen und eigensinnigen Findungsprozess.
Claudia Schluckebier SCHLEICHENDER ATEMVERLUST
Die Künstlerin justiert die Bereiche Kunst und Wissenschaft neu zueinander und entwirft in der forschenden Gegenüberstellung eine visuelle und textliche Annäherung. Ihr Erkenntnisinteresse bezieht sich dabei auf das Artensterben und auf den Umgang mit Natur im Kontext von Wahrnehmung und künstlerischer Ausdruckskraft.
Robert Koch
THREE ROOMS, THREE PIECES
Ein künstlerischer Transfer zwischen Musik und Kunst und die Erprobung des Raumes als Ort der komplexen Begegnung. Drei komponierte Stücke und infinite Improvisationskraft sind der Beginn einer Odyssee in der Stadt Dortmund. Mit von der Partie: drei Musikerinnen der Dortmunder Philharmoniker, zwei Balletttänzer, drei Räume, vier Kameras. Zu sehen ist die Arbeit von Robert Koch in drei Räumen der [ID]factory
Thorsten Menne
Leitender Ministerialrat
Gruppenleiter Forschungs-förderung und Forschungspolitik im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Julian Klein
Julian Klein ist Direktor des Instituts für Künstlerische Forschung Berlin, Leiter des Musik- und Theaterensembles A Rose Is, Regisseur und
Dozent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt und der Universität der Künste Berlin. Er studierte u.a. bei Heiner Goebbels und Nigel Osborne und engagierte sich als Leiter verschiedener Projekte und Initiativen. 2018 gründet er die Gesellschaft für künstlerische Forschung. Er ist Autor und engagierter Vertreter der Künstlerischen Forschung, auch in der Debatte um die Freiheit des künstlerischen Doktorats. Er erhielt internationale Auszeichnungen.
Bettina John-Willeke
Geschäftsführerin der Biskupek Scheinert Kulturstiftung Darmstadt und Kunsthistorikerin (M.A.)
Thomas Koch
Thomas Friedrich Koch ist Diplomvolkswirt mit den Schwerpunkten Arbeitsmarktverhalten und Soziologie. Während des Studiums war er in der kommunalen Filmarbeit tätig und schrieb regelmäßig für das „Journal Film“. Nach dem Examen an der Universität Freiburg absolvierte er ein Volontariat beim damaligen Südwestfunk, arbeitete als freier Mitarbeiter für mehrere Regionalzeitungen, NDR, WDR sowie den ORF in Wien. Nach Stationen in Fernsehen und Hörfunk des SWR leitet er seit 2003 die SWR2 Landeskultur-redaktion Rheinland-Pfalz in Mainz. Thomas Friedrich Koch konzipierte für den SWR mehrere Veranstaltungsreihen, die er auch selbst moderiert. Ab 2011 hat er einen Lehrauftrag an der TU Kaiserslautern.